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Medical Wellness – Starke Kombination

 

Kosmetik - Medizin - Wellness: Zwischen diesen Bereichen gibt es immer mehr Berührungspunkte und Überschneidungen. Die Kosmetik breitet sich ständig weiter in das Grenzgebiet zur Medizin aus. Die Brücke zwischen Medizin und Wellness schlägt "Medical Wellness", deren Wurzeln häufig bis in die altüberlieferte Volksmedizin einzelner Kulturen reichen. Was man unter "Medical Wellness" versteht und wie sich die Kosmetik hier einbringen kann, erläutert der vorliegende Beitrag.

 

Verfolgt man die kosmetische Fachliteratur der letzten Jahre, stellt man eine Explosion von Arbeiten fest, die pharmazeutische, dermatologische und medizinische Sachverhalte mit einbeziehen. Cosmeceuticals, Dermatologische Kosmetik, Kosmetische Medizin, Doctor Brands, Dermopharmazie, Korneotherapie sind typische Schlagworte, die dem Verbraucher eine Vorstellung vermitteln, wie die Präparate wirken und in welchen Bereichen sie eingesetzt werden. Selbstverständlich ist nicht alles Gold was glänzt, denn wie immer findet man auch hier die Werbung als treibende Kraft. Bei genauerem Hinsehen ist der Trend aber eindeutig.

Medizin + Wellness

Die Kosmetik dehnt sich kontinuierlich in das Grenzgebiet zur Medizin aus. Eine weitere Kombination zweier Bereiche ist Medical Wellness. Das konventionelle Wellness-Angebot besteht heute vorwiegend aus balneologischen Einrichtungen (Thermen, Saunen, Spezialbäder), Aromatherapie, Massagen und sensorisch ansprechenden Anwendungen. Perfekte kosmetische Behandlungen runden die Angebote ab und sind eine der Voraussetzungen für eine gute Kundenbindung. Der Begriff "Medical Wellness wurde gegen Ende der neunziger Jahre geprägt und vom Deutschen Wellness Verband (www.wellnessverband.de) definiert (Zitat):
Medical Wellness bezeichnet die synergetische Kooperation von Medizin und Wellness, die in ihrer Kombination mehr gesundheitliche Wirkung erzielt als jedes der beiden Kompetenzfelder für sich allein.
Entsprechende Angebote müssen auf der Grundlage medizinischer Fachkompetenz die Lebensqualität verbessern und zur Stärkung der eigenen Gesundheit durch einen genussvoll gesunden Lebensstil befähigen. Zumindest im Falle bekannter gesundheitlicher Vorbelastungen oder Vorschäden ist eine ärztliche Mitwirkung unerlässlich.
Die medizinische Komponente der Medical Wellness beinhaltet also zusätzlich präventive und therapeutische Maßnahmen, um nicht nur einen Wellness-Effekt während der Behandlung, sondern vor allem auch danach zu erreichen. Unter Einbeziehung geeigneter Präparate ist dabei nicht nur ein langfristiger Effekt auf die Haut, sondern auch auf Vorgänge, die im Körper ablaufen, beabsichtigt. D. h. durch spezielle Präparate und Behandlungstechniken werden einzelne Organe und Drüsen gezielt beeinflusst, Hormone werden freigesetzt und Energiebahnen werden manipuliert. Das Ansprechen bestimmter Druckpunkte durch Massagen sowie Temperaturreize spielen eine dominierende Rolle.
Die Behandlungen entspringen nur zum Teil neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ihre Wurzeln sind häufig in der Volksmedizin einzelner Kulturen zu finden.

Ayurveda, Jamu und Co

Es ist kein Geheimnis, dass die Ayurveda-Lehre nicht nur das Wohlfühlen im Auge hat, sondern die Gesundheit in den Mittelpunkt der Behandlungen stellt.
Der moderne Mensch hat es sich angewöhnt, das individuelle Wohlfühlen und medizinische Vorsorge und Therapie völlig zu trennen. Dagegen haben insbesondere die aus Asien stammenden Behandlungspraktiken beides immer als eine Einheit gesehen. Sicher spielen hier psychologische Rahmenbedingungen wie Stressfreiheit und das angenehme Ambiente eine Rolle. Der individuelle Zuspruch und die Zeit, die zur Verfügung steht, sind weitere wichtige Faktoren.
Wissenschaftlich gesehen, kann man viele dieser aus alten Überlieferungen stammenden Behandlungen und ihre Effekte nachvollziehen. Nehmen wir z. B. Behandlungen mit dem balsamisch riechenden Weihrauch-Harz. Heute wissen wir, dass die Wirkung des Harzes aus der Hemmung eines Enzyms resultiert, das Entzündungsmediatoren freisetzt. Oder wenn wir über Phytohormone in der Kosmetik reden, so muss man feststellen, dass derartige Drogen schon vor langer Zeit nicht nur für die Frau, sondern auch für den Mann bekannt waren. Anhand der chemischen Strukturaufklärung wurde gezeigt, dass durch die Phytohormone bestimmte Rezeptoren angesprochen werden und diese auf moderate Art und Weise darauf reagieren. Die Kosmetische Praxis 2007 (3), 8-11 berichtete in einem ausführlichen Artikel darüber.
Pflanzliche Drogen und Extrakte werden durch unterschiedliche Verfahren so aufbereitet, dass sie sich mit fetten Ölen vereinigen können, die dann direkt als Kopf-, Fuß- und Körperöle oder Körperpackungen angewandt oder mittels Kräuterstempeln in die Haut einmassiert werden. Zum Teil werden die mit Wirkstoffen angereicherten Öle bei vergleichsweise hohen Temperaturen appliziert. Aus Ölen und Kräuterstempeln lösen sich Wirkstoffe und wandern in die hautnahen Körperregionen. Bei der Kopf-, Gesichts- und Körperbehandlung werden Energiepunkte des Körpers mit den Fingerspitzen massiert und Entspannungswirkungen ausgelöst, die sich auch auf einzelne Organe übertragen können. Auf diese Weise lassen sich auch Dysfunktionen beeinflussen. Allgemein wird die Mikrozirkulation verstärkt und der Stoffwechsel angeregt, Verspannungen werden gelöst.

Wer behandelt?

Wegen der Vielfalt der möglichen Effekte müssen die Behandelnden über ein hohes Maß von Erfahrung einerseits und über ein solides medizinisches Grundlagenwissen andererseits verfügen. D. h. die häufig anzutreffenden "Zauberer" sind völlig fehl am Platze; stattdessen sind Generalisten gefragt, die darüber hinaus körperliches und physiotherapeutisches Einfühlungsvermögen und die Sensibilität für ein angenehmes Ambiente besitzen.
Analysten sagen der Medical Wellness ein hohes Potenzial voraus, da dieses Gebiet Wohlfühlen, Prävention und Therapie in sich vereinigt. Dementsprechend versuchen sich viele Hotels darauf einzustellen, indem sie ihre Wellness-Abteilung, die vorher aus dem Fitness-Raum hervorgegangen ist, nun zur Medical-Wellness-Oase umwidmen. Dies funktioniert aber nicht, wenn qualifiziertes ärztliches Personal fehlt und sich die Basis-Präparate für die äußerlichen Anwendungen nicht aus der dermatologischen Kosmetik rekrutieren. Die Kriterien für die dermatologische Kosmetik wurden in Kosmetische Praxis 2005 (5), 12-14 beschrieben. Rechtlich gesehen muss also letztendlich ein ausgebildeter Arzt die Medical-Wellness-Behandlung oder zumindest die Aufsicht darüber übernehmen.

Zwei Konzepte treffen sich

Etwa zur gleichen Zeit, als der Gedanke der Medical Wellness entstand, entwickelte sich die Korneotherapie, die ein komplementäres Konzept auf dem Teilgebiet der nicht-invasiven Dermatologie etablierte. Der Ansatz war in diesem Fall nicht das Wohlfühlen, sondern die Prophylaxe und Therapie von Hautproblemen unter Ausschluss pharmazeutischer Wirkstoffe. Prof. A. Kligman konnte zeigen, dass gezielt eingesetzte kosmetische Wirkstoffe klinisch signifikante Wirkungen ohne die Nebenwirkung pharmazeutischer Stoffe haben können. Die Korneotherapie mit ihren individuell eingestellten kosmetischen Präparaten trifft damit genau ins Schwarze des Grundgedankens der Medical Wellness.

Umfassende Hautdiagnose

Korneotherapie und Medical Wellness setzen eine umfassende Hautdiagnose voraus. Die Hautdiagnose ist eine logische Ergänzung der ärztlichen Anamnese. Umgekehrt können ärztliche Hormon- und Genanalysen die Hautdiagnose ergänzen. Diese Daten geben Aufschluss über Empfindlichkeiten und Besonderheiten der einzelnen Personen. Da sich die instrumentelle Hautdiagnose mittlerweile einer komfortablen Software bedient, lassen sich die Daten gemeinsam verarbeiten. Als Ergebnis erhält man einen Überblick, welche Grundlagen und Wirkstoffe sich am besten für die jeweiligen Behandlungen eignen.
Trotz High-Tech-Instrumenten und ausgefeilter Software sind aber nach wie vor analytische Fähigkeiten des Behandelnden gefragt, d. h., auch dies muss Teil seiner Qualifikation für die Medical Wellness sein.

Erweiterte Korneotherapie

Der Fokus der Korneotherapie ist die physiologisch intakte Hautbarriere, da nur sie die Epidermis wirksam gegen äußerliche Einflüsse schützt. Die ursprüngliche Korneotherapie wurde mittlerweile ergänzt durch die Möglichkeit, die Hautbarriere gezielt zu öffnen, Wirkstoffe hindurch zu transportieren und nachfolgend so zu schließen, dass sie physikalisch und chemisch wieder ihre ursprüngliche intakte Funktion hat.
Eine solche Vorgehensweise ist besonders gefragt, wenn Wirkstoffe, die in tieferen Hautschichten Effekte auslösen sollen, unter normalen Bedingungen die Hautbarriere nicht passieren können. Dazu gehören z. B. polare, wasserlösliche Wirkstoffe; sie werden zweckmäßig in Liposomen verkapselt, die mit den Barriereschichten fusionieren und diese auf diese Weise durchlässig machen. Fettähnliche (lipophile) Stoffe werden analog in Nanopartikeln verkapselt und transportiert. Nach der Passage des Stratum corneums wird eine Basiscreme appliziert, welche die Barrierestruktur wiederherstellt. Interessant dürfte dieses Verfahren vor allem auch für die Anwendung exotischer Extrakte sein.

Kombiniert mit Anti-Aging

Häufig werden Wellness-Angebote mit Anti-Aging-Behandlungen kombiniert. Der Erwartungshorizont ist hier hoch. Versprechen und Wirkung klaffen aber in der Regel deutlich auseinander. Die medizinischen Komponenten der Medical Wellness in Form von Anamnese, Hautdiagnose, kausaler Behandlung und die Kriterien der Korneotherapie sichern durch Objektivität und Transparenz das Erfolgspotenzial. Ein kompletter Leitfaden zur Angewandten Korneotherapie und Anti-Aging-Behandlung wurde kürzlich in der Fachzeitschrift Ästhetische Dermatologie 2007 (3), 8-16 publiziert. Unter Berücksichtigung dieser Leitlinie kann die Prävention der vorzeitigen Hautalterung ein interessanter und überzeugender Teil der Medical Wellness werden.

Zusätzlicher Kundennutzen

Die Entwicklung der Medical Wellness zeigt einmal wieder aufs Neue, dass ein zusätzlicher Kundennutzen durch interdisziplinäres Denken und Handeln erreicht wird und damit ein hoher Kompetenzzuwachs verbunden ist. Die Kosmetik kann nur gewinnen, wenn sie sich auf ihren Part in der Medical Wellness einstellt. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die ergänzende Heimbehandlung.

Dr. Hans Lautenschläger

 


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Revision: 26.05.2021
 
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veröffentlicht in
Kosmetische Praxis
2007 (5), 30-32

 
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