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Vielseitig - Neue Öle und Extrakte

 

So groß wie noch nie ist die Anzahl von Ölen und Extrakten, die gegenwärtig neu auf den Markt kommen. Zur besseren Orientierung gibt Dr. Hans Lautenschläger einen Überblick über erfolgversprechende Substanzen und deren Wirkungen.

 

Aus der Volksheilkunde asiatischer und südamerikanischer Länder stammt eine Vielzahl neuer Wirkstoffe unterschiedlichster Provenienz. Vielfach treten Wirkmechanismen und -versprechen in den Vordergrund, die früher allein pharmazeutischen Produkten vorbehalten waren. Die produktbegleitenden biochemischen Studien haben schon lange das für die Kosmetik charakteristische Betätigungsfeld des Stratum corneums verlassen und befassen sich zunehmend mit Vorgängen in tieferen Hautschichten.

Zur Regeneration

Einen festen Platz haben sich Cosmeceuticals alias dermatologische Kosmetika erobert. Neben der Pflegewirkung stehen spezifische Indikationen im Vordergrund, zu denen die Faltenreduzierung inklusive Hautstraffung, hormonähnliche und entzündungshemmende Wirkungen zählen, um nur die wichtigsten zu nennen. In der Werbung findet man immer häufiger den Begriff der regenerierenden Wirkung von Kosmetika, was früher undenkbar gewesen wäre.
Einer der Gründe dieser Entwicklung ist die Tatsache, dass sich Mediziner verstärkt mit der Hautpflege beschäftigen und aufgrund der gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen ein zweites Standbein aufbauen. Hier entsteht eine starke Konkurrenz zu konventionellen Kosmetikinstituten, insbesondere auch im stetig wachsenden Problemhautbereich. Umso wichtiger ist es, sich ein Urteil über neue Wirkstoffe zu bilden, um für die Kunden den größtmöglichen Nutzen zu ziehen.

Falten reduzieren

Ähnlich wie im Arzneimittelbereich gibt es inzwischen viele Wirkstoffe, die untereinander austauschbar sind. Der zigste neue Radikalfänger bringt nichts grundlegend Neues mehr. Dagegen kann ein "alter Hut" in neuer Verpackung, z. B. ein fettes Öl in einer Nanoverkapselung, eine bessere Verfügbarkeit und damit eine stärkere und länger anhaltende Wirkung erzielen.
Hinsichtlich der Faltenreduzierung fallen neben der oberflächlich wirkenden Hyaluronsäure vor allem zwei Substanzgruppen auf: Oligo- Peptide, d.h. aus wenigen Aminosäure-Einheiten bestehende, synthetische Eiweiß-ähnliche Verbindungen, sowie Pflanzenextrakte mit ungewöhnlichen Fettsäure-Derivaten. Bei letzteren handelt es sich um substituierte Amide mehrfach ungesättigter Fettsäuren. Der prominenteste Vertreter ist der Wirkstoff Spilanthol, der in der Parakresse (Acmella Oleracea) vorkommt. Das tropische Gewächs wird in Südamerika, Afrika und Asien angebaut. Für kosmetische Zwecke werden Blüten und Blätter extrahiert. Der wässrige Extrakt blockiert die Mikrokontraktionen der mimischen Gesichtsfältchen und erzeugt so eine Faltenreduktion und Hautglättung. Die liposomale Verkapselung verstärkt diese Wirkung. Im Übrigen kann man bei empfindlicher Haut anfänglich ein leichtes Kribbeln verspüren, das die Wirkung ankündigt.
Ein ebenfalls interessanter Pflanzenextrakt wird aus Mäusedorn (Ruscus Aculeatus) gewonnen. Er enthält Ruscin, Ruscogenin und Neo-Ruscogenin sowie das Alkaloid Spartein und wird bei Cellulite, Ödemen und Couperose empfohlen. In der Pflege der Gesichtshaut rund um das Auge sind Kombinationen von Mäusedorn mit Gurkenextrakt und Hyaluronsäure beliebt. Modelagen und Packungen unterstützen den Effekt. Extrakte aus Centella Asiatica (Tigergras) stimulieren die Kollagensynthese und verbessern die Mikrozirkulation; sie sind in Kombination mit Phytohormonen (siehe unten), grünem Tee und Koffein häufig Grundlage straffender Präparate, die unter anderem zur Dekolleté-Pflege und bei Cellulite verwandt werden.

Bei gestörtem Hormonhaushalt

Faltenreduzierende Wirkstoffe wie Parakresse verbessern jedoch nur temporär das optische Erscheinungsbild der Haut. Wenn sie liposomal in linolsäurereiches Phosphatidylcholin verpackt und mit NMF-unterstützenden Substanzen wie z. B. Aminosäuren sowie den Vitaminen A, C und E eingesetzt werden, können auch auf Dauer präventive Wirkungen erreicht werden.
Phytohormone können unterstützend wirken, vor allem in der Menopause und danach. Hier sind Soja-Extrakte zu nennen, die jedoch durch Rotklee-Extrakte verdrängt werden. Grund ist deren höherer Phytohormon-Gehalt. Rotklee-Extrakte wirken zusammen mit liposomalem Phosphatidylcholin und Mikrozirkulation-verstärkenden Wirkstoffen hautglättend, haarwuchshemmend und gegen Hautunreinheiten. Neben Soja, Rotklee und Pueraria Mirifica (China und Japan) mit den Hauptwirkstoffen Genistein, Daidzein, die aus deren glycosidischen Verbindungen freigesetzt werden und eine schwache Östrogenwirkung zeigen, wirken die Phytoandrogene des Butea-Extraktes (Butea Superba, Thailand) und die Peptide des Tongkat-Ali-Extraktes (Eurycoma Longifolia; Malaysia, Indonesien) anregend auf den männlichen Organismus. Bei Don Quai-Extrakten (chinesische Angelikawurzel) wird eine Anregung des Progesteron-Stoffwechsels vermutet. Dieser Extrakt wird zusammen mit Massagen bei Cellulite angewandt.

Wellness & Massagen

Phytohormon-haltige Extrakte werden häufig im Medical-Wellness-Bereich eingesetzt. Neben den Extraktwirkungen spielen hier heiße Stempelmassagen und andere physikalisch-medizinische Techniken z. B. aus der Jamu-Medizin eine entscheidende Rolle, da nicht nur Effekte auf die Haut, sondern auch auf die inneren Organe beabsichtigt sind. Dabei werden Massageöle genutzt, deren Zusammensetzung den jeweiligen Zwecken angepasst ist. Hochwertige fette Öle wie Arganöl, Traubenkern-, Hagebuttenkern-, Amaranth-, Oliven-, Mandel- und Avocadoöl kommen zum Einsatz. Bei den fetten Ölen ist neben der Gleitfähigkeit, dem Geruch und dem Resorptionsverhalten vor allem die Fettsäurebesetzung von Bedeutung. Die Öle können bequem als Wirkstoffkonzentrate eingesetzt werden, nachdem sie mithilfe der Nanotechnologie in wässrige Dispersionen überführt worden sind. Ein signifikantes Beispiel ist das Leinöl. Es wird bei zu Entzündungen neigender Haut und Hautirritationen verwendet. Entzündungshemmend wirken auch die Nanopartikel der fettlöslichen Fraktion des Weihrauchharzes (Boswellia Sacra). Weihrauch wird bei aktinischen Keratosen auf der Kopfhaut, Schuppenflechte und neurodermitisch entzündeter Haut empfohlen und als korneotherapeutisches Adjuvans zur Hautpflege eingesetzt.

Aktive Radikalfänger

Entzündungshemmung und die Prävention der Hautalterung sind der Schwerpunkt der vielen Radikalfänger auf der Basis von Flavonen und Isoflavonen, die zur Gruppe der Polyphenole gehören. Da Phytohormone strukturell aus Isoflavonen bestehen, haben auch sie radikalzerstörende Eigenschaften. Beispiele für flavonoidhaltige Extrakte sind Traubenkernextrakt, Grapefruit- (Citrus Grandis) und Kopoubohnen- Extrakt (Pueraria Lobata), Birnenkern- und chinesischer Helmkraut-Extrakt (Scutellaria Baicalensis) sowie der Extrakt aus den Blättern des Argan-Baumes (Argania Sinosa). Viele der polyphenolischen Wirkstoffe inhibieren das Enzym Tyrosinase und zeigen dadurch einen präventiven Bleicheffekt bei Hyperpigmentierungen. Reich an Polyphenolen sind auch Granatapfel-Extrakt (hoher Anteil an Ellagsäure) und Cistrose, die beide antientzündlich wirken.

Der Natur abgeschaut

Allgemein wird versucht, Schutzprinzipien der Pflanzen in vielfältiger Weise auf die Haut zu übertragen. Beispiele sind kationische Proteine aus den Moringa-Ölbaum-Samen, die einen Lotus-Effekt erzeugen und auf diese Weise die Verschmutzung der Haut reduzieren sollen, und Ectoin. Das Pyrimidinderivat erhöht die Irritationsschwelle der Haut und kann daher in Präparaten für die empfindliche Haut eingesetzt werden.
Auch auf die Vielzahl neuer ätherischer Öle soll hingewiesen werden. Dabei entscheidet häufig die Herkunft über die individuelle Zusammensetzung. Australisches Sandelholzöl ist z. B. besonders reich an entzündungshemmendem alpha-Bisabolol neben antimikrobiell wirkendem trans-Farnesol. Ätherische Öle werden zunehmend interessant für modulare Massageöl-Konzepte, d. h. die ätherischen Öle werden auf den individuellen Verwendungszweck abgestimmt und erst vor der Behandlung den eigentlichen Massageölen in entsprechenden Mengen zugesetzt. So können einerseits spezifische Wirkungen erreicht werden und andererseits auch auf individuelle Empfindlichkeiten Rücksicht genommen werden.

Dr. Hans Lautenschläger

Blau: unveröffentlichte Ergänzungen

 


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veröffentlicht in
Kosmetik International
2007 (3), 72-76

 
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